Wolf Wondratschek
Toter Mann im Westen
Ein X-beliebiger Tag,
ein Hotel im Westen,
unser Mann gibt die Abschlüsse durch,
bestellt einen Bourbon, geht zum Fenster
und schaut hinaus. Und da alles
aussieht wie immer, glaubt er
am seine Chance.
Er will nach oben,
ohne Zeitverschwendung,
ohne Gefühl.
Er haßt seine Frau,
liebt die Kinder und pisst,
während er auf den Bourbon wartet,
ins Waschbecken.
Für Geld tut er alles,
sogar umsonst.
Er lebt lustlos,
in der Hoffnung, daß den andern
auch dabei der Spaß vergeht.
Er ist ein Profi. Er hat öfter getötet
als ein Mörder. Aber diesen Tag wird er
nicht überleben.
Er faßt sich ans Herz, fühlt die Brieftasche
und den Terminkalender
und stirbt.
Es geht schnell.
"Laß dir Zeit" ist das letzte,
was er denkt.
Den Bourbon kippt der Kellner,
als er ihn liegen sieht.