...über den 45sten

Geburtstage sind was Feines. Denkt man, solange man die 18 noch nicht erreicht hat.
 

Dann fängt es an, unangenehm zu werden. Erst kommt die 20, was auch noch relative spaßig ist, denn jetzt durchlebt man doch erst den Bonus seiner Jugend. Dennoch werden Stimmen laut, die einen stets darauf hinweisen, dass man doch stramm auf die 30 zugeht. Anfangs noch mit einem freundlichen Lächeln quittiert, verzieht sich spätestens ab dem 26sten das Lächeln zu einem maskenhaften Grinsen, das seinem Gegenüber die Gefährlichkeit seines Ausspruchs signalisieren soll.
 

Hat man dann die 30 erreicht, ist man nicht etwa im sicheren Jahres-Hafen und damit vor Ulk und Spott befreit –Nein! Jetzt geht’s mit den 40er-Sprüchen weiter.

Trotz der hart erarbeiteten geistigen und sexuellen Reife fragen die Kleinen von Nachbar Kalle, warum ich noch keine weißen Haare und Krückstock habe. Dabei ist man doch in den 30ern im Zenit seines Lebens! Jetzt fühlt man sich noch stark und unverbraucht und kann nicht verstehen, wie sich ein erhöhter Blutdruck, Hämorrhoiden oder ein kaputtes Hüftgelenk anfühlt. Allerdings bleibt der unangenehme Beigeschmack, jetzt Zutritt zu den Ü30-Parties zu haben, die im Volksmund auch liebevoll „Gammelfleischparties“ genannt werden. Dies setzt reflexartig gewisse Denkprozesse in Gang.
 

Spätestens ab 40 ist das eh egal, da man noch heftigere Anspielungen bezüglich des Alters gewohnt ist. Die ersten Gebrechen stellen sich ein. Der Arzt stellt erhöhten Blutdruck und Cholesterinspiegel fest, und einige meiner Spezies bekommen einen geschwulstartigen Auswuchs im Bauchnabelbereich oder eine silberne Nuance in der Haartönung –falls noch Haare da sind. Die beste Zeit für eine Midlifecrisis, sei es bei Männern oder Frauen! Wenn sie ausbricht ändert sich alles. Nichts für zarte Gemüter. Wer die Midlifecrisis als passiv betroffene Person überlebt, kann auch Dschungelkönig werden.
 

Mit den noch anstehenden Jahren verfahre ich wie bei einer Lawine: Langsam auf mich zukommen lassen.

Atze, 24.01.2012